Dienstag, 5. März 2013

Zahnarzt Bochum informiert: "Ohne Beschleifen die Lücke schließen", Interview mit Professor Bernd Klaiber, www.zahnarzt-bochum.de

"Neue Möglichkeiten der ästhetischen Zahnmedizin"
Ein Interview zum Thema mit Professor Dr. Bernd Klaiber
Quelle ist hier ein Titelthema-Artikel in der "NWgesund", einer Magazin-Beilage der NW (Neue Westfälische), vom Freitag, 15. Februar 2013 

Viele Menschen scheuen einen zahnmedizinischen Eingriff, obwohl sie die Schäden an ihren sichtbaren Zähnen als äußerst störend empfinden. Doch neue Behandlungsformen in der ästhetischen Zahnmedizin lassen jetzt hoffen. "NWgesund" sprach mit Prof. Dr. Bernd Klaiber, Universität Würzburg, einem Experten für minimal- und noninvasive Maßnahmen in der Zahnmedizin, über die Möglichkeiten der ästhetischen Zahnmedizin.


In der modernen Zahnmedizin werden Schäden an sichtbaren Zähnen auch ohne Beschleifen der Zahnhartsubstanz ästhetisch behandelt. In welchen Fällen ist eine solche Versorgung möglich?
Prof. Klaiber: Die durch Karies und Unfall entstandenen Defekte an den Frontzähnen lassen sich mit Kompositen sehr gut restaurieren. Im Gegensatz zur Situation vor etwa 30 Jahren muss bei solchen Reparaturen fast keine gesunde Zahnsubstanz mehr abgeschliffen werden, weil sich das eingebrachte Füllungsmaterial dank moderner Adhäsivtechnik mikromechanisch mit dem Zahn verbindet. Wenn nach einem Unfall das abgebrochene Zahnfragment noch vorhanden ist, kann dieses sogar mit gutem Langzeiterfolg wieder angeklebt werden. Neben diesen beiden häufigsten Anwendungen, bei denen die ursprüngliche Zahnform wieder hergestellt wird, gibt es aber noch viele Situationen in denen sich ohne Beschleifen (noninvasiv) oder nur mit geringem Beschleifen (minimal-invasiv) das Erscheinungsbild der Frontzähne ganz erheblich verbessern lässt. Zu diesen Maßnahmen gehören u.a. die Veränderungen der Zahnform und das Aufhellen der Zähne durch Bleichen. Als fast schon klassisches Beispiel für eine ästhetische Korrektur lässt sich der Lückenschluss im Frontzahnbereich anführen. Wenn zwei benachbarte Zähne keinen Kontakt haben, so wirken die dadurch entstandenen Lücken als Dunkelräume, die in der Regel als weniger schön empfunden werden. Bestehen mehrere Lücken und sind diese sogar ungleichmässig verteilt, dann ist das Erscheinungsbild des Frontzahnbereiches  doch schon erheblich gestört. In früherer Zeit wurde ein solcher Zustand meist belassen, weil die Maßnahmen zur Verbesserung dieser Situation zu aufwendig und mit zu hohen Risiken verbunden waren. Heute können die Zähne ohne Beschleifung mit Komposit verbreitert werden. Im Vergleich zu Veneers (geklebte Keramikschalen) bleibt bei dieser Technik die natürliche Oberfläche des Zahnes vollständig erhalten.

Manche Menschen leiden unter "schwarzen Dreiecken", einer speziellen Form der Lückenbildung im Frontzahnbereich. Woher stammen diese Fehlstellungen?
Prof. Klaiber: Schwarze Dreiecke entstehen nach Rückgang des Zahnfleisches zwischen den Zähnen. Dieser meist altersbedingte Rückgang kann durch Zahnfleischerkrankungen massiv beschleunigt werden. Auch wenn die Zähne hier in direktem Kontakt stehen, gibt es dennoch einen Dunkelraum, weil die Bereiche, die früher mit Zahnfleisch gefüllt waren, jetzt den freien Blick in die dunkle Mundhöhle ermöglichen. Die Größe dieser sogenannten schwarzen Dreiecke wird von der Zahnform bestimmt. Bei eher dreieckigen Zahnformen, die sich von der Schneidekante zum Zahnhals hin stark verschmälern, sind diese schwarzen Dreiecke wesentlich größer und damit auch auffälliger als bei eher quadratischen Zahnformen, die sich zum Zahnhals hin nur wenig verschmälern.

Helfen adhäsive - also angeklebte Komposite - auch hier?
Prof. Klaiber: Diese schwarzen Dreiecke lassen sich sehr gut mit Komposit verkleinern oder gar verschließen, was zu einer erheblichen Verbesserung des Aussehens führt. Mit Fug und Recht kann man hier sogar von einer optischen Verjüngung sprechen.

Für viele Patienten sind derartige minimale Eingriffe in der Zahnmedizin neu. Was muss bei der Behandlung beachtet werden?
Prof. Klaiber: Für die Patienten ist die Behandlung mit keinen großen Unannehmlichkeiten verbunden. Sie kann in der Regel in nur einer Sitzung abgeschlossen werden.

Häufig wird Zahnersatz aus Komposit mit Kunststoff gleichgesetzt. Ist das korrekt?
Prof. Klaiber: Leider wird dieser Fehler immer noch gemacht. In den fünfziger und sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurden in geringem Umfang auch Füllungen aus Kunststoff gelegt. Die Komposite in ihrer heutigen Form unterscheiden sich hinsichtlich Zusammensetzung und Eigenschaften ganz wesentlich von diesen Füllungskunststoffen. Komposite bestehen zu etwa 80% aus feingemahlenen Gläsern und nur noch zu etwa 20% aus einer Kunststoffmatrix.  

Bei Begriffen wie Kleber oder Komposit befürchten Patienten häufig allergische Reaktionen. Sind solche Überlegungen begründet?
Prof. Klaiber: Bedenkt man die Häufigkeit der Anwendung von Komposit und Klebern, sind allergische Reaktionen extrem selten. Hinsichtlich der Allergisierung besteht eher eine Gefahr für das zahnärztliche Team, wenn bestimmte Anteile des Klebers häufig in direkten Hautkontakt kommen. Bei professioneller Arbeitsweise ist ein direkter Hautkontakt aber in jedem Fall vermeidbar.

Noninvasive Eingriffe erfolgen häufig mit der Adhäsivtechnik - werden also "angeklebt" - wie kann man sich so etwas vorstellen?
Prof. Klaiber: Die Zahnoberfläche wird durch kurzfristige Säureeinwirkung angeätzt. Dadurch entsteht eine raue poröse Oberfläche. In diese poröse Oberfläche dringt der zunächst noch flüssige Kleber ein. Beim Erhärten verkrallt sich dieser in der porösen Oberfläche. Der Kunststoffanteil des Komposits verbindet sich nun chemisch mit dem an der Zahnoberfläche physikalisch haftendem Kleber.

Für eventuelle Fragen zum Thema stehen wir Ihnen natürlich gerne zur Verfügung.


Ihre zahnärztliche Praxisgemeinschaft
Dr. Günter Leugner und Andreas Leugner
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